Lindau Hafen

Lindau Hafen

Mittwoch, 21. März 2012

Stadttheater Konstanz


Die Rundköpfe und die Spitzköpfe
von Bertolt Brecht, Musik Hanns Eisler

Regie Martin Nimz | Ausstattung Achim Naumann | Musik  Felix Rösch | Dramaturgie Mario Portmann

Mit Anne Breitfeld, Kristin Muthwill, Jessica Rust, Susi Wirth; Raphael Fülop, Max Hemmersdorfer, Odo Jergitsch, Thomas F. Jung, Frank Lettenewitsch, Zeljko Marovic, Klaus Redlin, Felix Rösch;

Premiere am 23. März 2012 um 20.00 Uhr in der Spiegelhalle

Vor genau 80 Jahren beginnt Bertolt Brecht die Arbeit an seinem ‚Greuelmärchen‘ von den Rundköpfen und den Spitzköpfen. Aus einer anfänglichen Bearbeitung von Shakespeares »Maß für Maß« entwickelt sich, im Windschatten der politischen Ereignisse, bis 1934 ein völlig eigenständiges Werk. Lange verschwunden und bis heute nur selten auf den Spielplänen zu finden. Sehr zu Unrecht. Wirtschaftliche Überproduktion, fallende Preise, dadurch unrentable Pachtwirtschaft, verarmende Kleinunternehmer - und es kommt zu sozialen Unruhen. Die Ausgangssituation in Brechts musikalischer Parabel (mit der Musik von Hanns Eisler) mutet verblüffend heutig an.
Schauplatzwechsel: In Ruanda reißt Mitte der 90er Jahre das Ringen um wirtschaftliche Ressourcen, um knappes Ackerland und politischen Einfluss, die Volksgruppen der Hutu und Tutsi in einen genozidalen Alptraum. In Brechts Lande ‚Jahoo‘ schicken die Mächtigen den rassistischen Ideologen Iberin vor, um die sozialen Unruhen in den Griff zu kriegen. Statt Reich gegen Arm, lehrt er nun den Kampf der Tschuchen mit den runden Köpfen gegen die spitzköpfigen Tschichen.  
Heute interessiert nicht nur die Faschismusanalyse Brechts an diesem Stoff. Er zeigt in durchaus vergnüglicher Zuspitzung, wie es sich mit den Spielregeln des Wirtschaftens und Miteinanderlebens verhält. Zu was uns diese Spielanweisungen machen. Heute, im entfesselten Konkurrenzkampf aller gegen alle, hart getroffen von den Schlägen der Wirtschaftskrise, sind es nicht mehr nur die Arbeiter, sondern die  zahllosen kleinen Anleger, Gewerbetreibende, Ich-AGs und Franchisenehmer, die es erwischt. Ihr Absturz ins Prekariat bedeutet die Enttäuschung aller großen Versprechen, die das mittelständisch-bürgerliche Lebenskonzept so erfolgreich gemacht haben. Perfekte Zeiten für ein ‚Greuelmärchen‘ mit Musik.
Der Regisseur Martin Nimz, der unter anderem Schauspieldirektor am Staatstheater Kassel war, am Theater Dortmund, am Schauspiel Frankfurt, am Staatsschauspiel Dresden und am Theater Heidelberg inszenierte, wird sich die runden und die spitzen Köpfe vornehmen – und prüfen, ob und wo sie heute hierzulande auszumachen sind.

Weitere Termine: 24.03., 25.03., 28.03., 31.03., 07.04., 12.04., 14.04., 17.04., 25.04.2012  um 20.00 Uhr; 27.03., 29.03., 13.04., 20.04., 27.04., 04.05.12 um 19.30 Uhr; 22.04.12 um 18.00 Uhr;  04.04.12 um 15.00 Uhr

Karten und Kontakt: www.theaterkonstanz.de